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Gesundheit und Darm Teil 3

3. Mal unerwünscht, mal erwünscht – die Bakterien

Von klein auf an haben die meisten von uns gelernt, dass es sich bei Bakterien um Krankheitserreger handelt, vor denen wir uns hüten sollen. Natürlich stimmt dies auch für eine ganze Reihe von krankmachenden (pathogenen) Bakterien, die als Krankheitserreger wirklich nichts in oder auf unserem Körper zu suchen haben. Doch trifft dies zum Glück auf vergleichsweise wenige Bakterienarten zu.
Bakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Mikroorganismen, die seit über 3,5 Milliarden Jahren die Erde bewohnen und damit die ersten Bewohner unseres Planeten waren. Es gibt tausende verschiedene Arten und noch mehr Untergruppen. Die meisten sind noch gar nicht bekannt. Bakterien sind wahre Überlebenskünstler! Sie besitzen eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit und konnten so allen widrigen Umständen zum Trotz überleben. Sie existieren an allen vorstellbaren Orten und besitzen die intelligente Fähigkeit, über Signalbotenstoffe miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren. Sie leben im Boden, im Meerwasser und im tiefen Inneren der Erdkruste. Durch unser modernes Leben hat sich auch die Lebenswelt dieser winzigen Lebewesen verändert. So schrieb die Süddeutsche Zeitung im Dezember 2016:
„Auf keinem Alltagsgegenstand krabbeln, nisten, leben und vermehren sich so viele Bakterien und andere fiese Keime wie auf dem Smartphone. Das Mobilgerät beherbergt mehr Bazillen als eine übliche Klobrille“.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/japan-wisch-und-weg-1.3309777

Geht man durch einen Drogeriemarkt, wird einem schnell deutlich, wie viele Missverständnisse es bezüglich der Mikroorganismen gibt. In den letzten Jahren ist die Zahl der antibakteriellen Hygienereiniger für den Haushalt drastisch gestiegen. Die Hersteller präsentieren gern immer wieder Bilder von Bakterienhaufen, die sich auf dem Klodeckel oder im Kühlschrank befinden. Sie verschweigen dabei, dass die meisten dieser Bakterien für den Menschen völlig ungefährlich sind! Vor allem aber wird nicht darüber aufgeklärt, dass der häufig völlig unnötige und undifferenzierte Griff zu Desinfektionsmitteln negative gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt hat!

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt daher folgende Empfehlung:
„Mit der Anwendung von Desinfektionsmitteln im privaten Haushalt ist kein genereller hygienischer Nutzen verbunden. Vielmehr können die Produkte gesundheitliche Risiken (Vergiftungsunfälle, Allergiebildung) sowie das Risiko einer Resistenzbildung von Mikroorganismen gegen biozide Wirkstoffe bergen. Im privaten Haushalt sollten Desinfektionsmittel daher nur in Ausnahmefällen verwendet werden. Ausnahmen sind medizinisch begründete Situationen, in denen die Produkte nach ärztlicher Beratung für einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden.“
Auch wird an gleicher Stelle auf die unbegründete Angst vor Bakterien allgemein hingewiesen: „Mikroorganismen sind überall in der Umwelt vorhanden und lösen nicht zwangsläufig Erkrankungen aus, sondern haben sogar oftmals schützende oder unterstützende Funktion (z.B. bei der Besiedlung der menschlichen Haut oder des Darmtraktes).“ https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-nutzen-und-risiken-von-desinfektionsmitteln-im-privathaushalt.pdf
Weitere, gut lesbare Informationen zu diesem Thema finden Interessierte unter https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Weniger-putzen-Bakterien-sind-lebenswichtig,putzen138.html.

Erwünschte Helfer– die Bakterienflora

Neben Pilzen wird unser Körper also vor allem von unzähligen winzigen Untermietern, den Bakterien bewohnt. Und das ist gut so! Denn sie erfüllen lebenswichtige Aufgaben und leben in der Regel in friedlicher Koexistenz mit unseren Körperzellen. Ohne die Bakterien wären wir schlichtweg nicht überlebensfähig!
Bakterien leben auf der Haut, im Verdauungstrakt, auf allen Schleimhäuten, in den Fortpflanzungsorganen und in den Harnwegen. In ihrer Gesamtheit werden sie Bakterienflora bezeichnet, auf den Darm bezogen Darmflora. Der wissenschaftliche Fachbegriff ist Mikrobiota, häufig wird aber auch Mikrobiom genutzt, was aber genau genommen die Summe der Bakterien-Gene meint.
Einige Forscher sind der Auffassung, dass die Zahl der Körperzellen und unserer winzigen Helfer sich in etwa entsprechen, was einer Zahl von 30 bis 40 Billionen gleichkäme! Andere Forscher sind gar zu dem Schluss gekommen, dass die Anzahl der Bakterien die unserer Körperzellen um das 10-fache übersteigt. Mit ihrer Gesamtmasse beschweren sie uns mit dem beachtlichen Gewicht von durchschnittlich einem ganzen Kilogramm.
Und 90% davon tummeln sich im Darm: Sie legen sich als Darmflora oder Mikrobiota, wie eine Schutzschicht über die Darmschleimhaut und besiedeln den Verdauungstrakt vom Magen bis zum Enddarm mit zunehmender Dichte. Sie bilden damit einen unverzichtbaren Teil der Darmbarriere. Diese bildet eine funktionelle Einheit aus der Darmflora, der Darmschleimhaut und dem Darm-assoziierten Immunsystem.
Wie in jedem anderen Ökosystem gibt es ein permanentes Streben um ein Gleichgewicht aller Bewohner in Anpassung an die Umgebungsfaktoren. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance, dann spricht man von einer „Dysbiose“.

1. Naturheilkunde trifft auf moderne wissenschaftliche Erkenntnisse
2. Wieso innen manchmal außen ist – Erstaunliches über den Darm
3. Mal erwünscht, mal unerwünscht – die Bakterien
4. Aufgaben der Darmflora
5. Was den Darm durcheinander bringt
6. Folgen einer Dysbiose
7. Die mikrobiologische Therapie, auch Darmsanierung genannt
8. Was Sie jetzt schon für Ihr Darmökosystem tun können